Das Jahr 2020 war ein Rekordjahr. In ganz Europa sowie weltweit war kein anderes Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen des europäischen Klimawandeldienstes des Copernicus-Programms so warm wie 2020. Das zeigt, dass das Thema Klimawandel weder an Aktualität noch an Dringlichkeit verloren hat. Aus diesem Grund möchten wir uns in unserem Blogbeitrag die Ergebnisse einmal genauer ansehen und noch ein paar andere interessante Aspekte beleuchten.

Aktuelle Zahlen des Copernicus-Programms
Der Klimawandeldienst C3S gehört neben fünf anderen Diensten zum wichtigsten Erdbeobachtungsprogramm Copernicus der Europäischen Union. Er wird betrieben vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW). Jeden Monat erstellt er Berichte über Lufttemperatur, Wasserkreislauf und Meereis. Die Daten dafür, die bis 1950 und früher zurückreichen, liefern weltweite Bodenstationen, Satelliten, Ballons, Flugzeuge sowie Schiffe.
Den Auswertungen des Klimawandeldienstes zufolge war das Jahr 2020 in Europa im Durchschnitt um 1,6 Grad Celsius wärmer als im Zeitraum von 1981 bis 2010. Das bisherige europäische Rekordjahr 2019 war im Vergleich zum nachfolgenden Jahr noch um 0,4 Grad kühler. Nicht nur während der Hitzewelle in Westeuropa von Juli bis August 2020, sondern auch während der Wintermonate von Dezember 2019 bis Februar 2020 übertrafen die durchschnittlichen Temperaturen die der letzten Jahre.
Der Klimawandel hat weltweite Auswirkungen
Weltweit betrachtet lag 2020 noch über dem Hitze-Rekord des Jahres 2016. Es war um 0,6 Grad Celsius wärmer als in der Standardreferenzperiode von 1981 bis 2010 und lag sogar um 1,25 Grad Celsius über dem vorindustriellen Wert der Jahre von 1850 bis 1900. Die letzten sechs Jahre gehören damit zu den sechs wärmsten Jahren im Zeitraum der Aufzeichnung der Temperaturen.
Über dem nördlichen Sibirien sowie über der Arktis wurden mit bis zu 6 Grad Celsius über dem Durchschnitt die größten Temperaturabweichungen zum Referenzzeitraum gemessen. Besonders große Abweichungen gab es mit ungewöhnlich warmen Temperaturen im Winter und Frühling im westlichen Teil Sibiriens sowie im Sommer und Herbst im sibirischen Teil der Arktis und über Teilen des arktischen Ozeans. Ebenso war die Brandsaison in diesem Gebiet von Mai bis zum Herbst außergewöhnlich aktiv. Aus diesem Grund wurde dort im Jahr 2020 rund ein Drittel mehr CO2 ausgestoßen als ein Jahr zuvor. Mit 244 Megatonnen CO2 liegt 2020 somit noch deutlich über dem bisherigen Rekordjahr 2019.
Auch was die weltweite CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre angeht, erreichte das Jahr 2020 einen neuen Rekord. In Zusammenarbeit mit dem Atmosphärenüberwachungsdienst des Copernicus-Programms (CAMS) meldet der Klimawandeldienst einen Anstieg um etwa 2,3 ppm pro Jahr, was im Bezug zum Vorjahr einer etwas geringeren Wachstumsrate entspricht. Gleichzeitig wurde im Mai 2020 mit 413 ppm ein neuer weltweiter Höchststand erreicht.

Ursachen für den Klimawandel
Carlo Buontempo, der Direktor des Klimawandeldienstes, deutet die Temperaturrekorde des Jahres 2020 als erneutes Warnsignal, die CO2-Emissionen zu senken. Denn Kohlendioxid gilt als Hauptverursacher des Treibhauseffekts und der Erderwärmung. Die verschiedenen Treibhausgase sind zwar zum großen Teil von Natur aus in der Erdatmosphäre vorhanden, haben jedoch bei einer zu starken Konzentration den Effekt, dass sie die Abstrahlung der Sonnenwärme behindern und letztendlich die Erderwärmung begünstigen.
Auch die Treibhausgase Methan, Distickstoffoxid sowie fluorierte Gase haben einen Einfluss. Methan ist sogar um ein Vielfaches stärker als Kohlendioxid, hat aber in der Atmosphäre eine kürzere Lebensdauer. Distickstoffoxid reichert sich hingegen, wie CO2, über Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte in der Atmosphäre an.
Die Ursachen für den erhöhten Ausstoß von Kohlendioxid sind menschengemacht. Zum einen entsteht vermehrt CO2 bei der Verbrennung von Erdöl, Erdgas und Kohle. Zum anderen werden durch massive Abholzung Bäume vernichtet, die Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen. In der Landwirtschaft werden durch intensive Viehhaltung Methan sowie durch stickstoffhaltige Dünger Stickoxide freigesetzt. Auch die Emission von fluorierten Gasen aus Geräten und Produkten ist ein großes Problem, da diese einen viel stärkeren Treibhauseffekt verursachen als Kohlendioxid.

Die Folgen des Klimawandels
Wie schon anhand der zuvor genannten Daten deutlich wird, hat der Klimawandel weltweite Auswirkungen. Aufgrund des Anstiegs der Temperaturen kommt es zum Schmelzen von Gletschern und der polaren Eiskappen. Das Wetter wird insgesamt immer extremer, weshalb sich zum Beispiel Regenfälle und Stürme nicht nur verstärken, sondern auch häufiger auftreten. Gleichzeitig kommt es, je nach geografischer Lage, öfter zu Hitzewellen mit verstärkter Trockenheit und Waldbränden oder zu Überschwemmungen. All diese Wetterereignisse bringen weitreichende Konsequenzen für Menschen, Tiere und Umwelt mit sich. Angefangen bei wirtschaftlichen Schäden bis hin zu Todesfällen durch extreme Hitze oder Kälte etc. Auch die Tier- und Pflanzenwelt kann sich oft nur bedingt anpassen, so dass dauerhaft viele Arten verschwinden könnten.
Mehr CO2 = mehr Pflanzenwachstum = gut für die Umwelt?
Ein Zuviel an CO2 heizt zwar einerseits die Atmosphäre auf, hat aber andererseits auch einen Düngeeffekt, der zum Beispiel in Gewächshäusern genutzt wird. Daher könnte man auf die Frage kommen, ob denn ein stark erhöhter Wert an Kohlendioxid wirklich so schlimm für die Umwelt ist oder nicht doch einen Vorteil für Pflanzen und Bäume sowie deren Wachstum bedeutet.
Diese Theorie ist erst einmal gar nicht so abwegig, stellt sich in der Praxis dann aber doch etwas komplexer dar, wie eine Langzeit-Studie in Minnesota in den USA mit verschiedenen Gräsern herausgefunden hat. Zum einen gibt es bei Pflanzen unterschiedliche Photosynthese-Wege. Die meisten Landpflanzen steigern demnach bei einer Zunahme der CO2-Konzentration in der Atmosphäre auch ihre Photosynthese-Rate. Daher wachsen sie kräftiger und entfernen zugleich mehr CO2. Auf andere Pflanzen hat ein erhöhter Kohlendioxid-Wert hingegen keinen derartigen Effekt.
Zum anderen zeigte sich jedoch in dem Experiment, dass diese Reaktionen der Pflanzen auf das CO2 nicht dauerhaft sind und sich sogar umkehren können. Pflanzen, die vorher nicht durch den erhöhten CO2-Gehalt beeinflusst wurden, wuchsen nach 12 Jahren kräftiger. Und die andere Gruppe, die vorher im Wachstum beschleunigt wurde, legte darin nicht mehr zu. Die US- Forscherin Melissa Pastore sieht den Grund hierfür in Boden- und Nährstoffveränderungen im Laufe der Jahre. Gleichzeitig folgert sie aus den Ergebnissen, dass man vorsichtig sein muss bezüglich etwaiger Aussagen, wie gut Landpflanzen Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen können.
Unterschiedliche Reaktionen auf Kohlendioxid
Auch andere Experimente kamen zu dem Schluss, dass zum Beispiel Bäume zwar mehr Photosynthese betreiben, wenn mehr CO2 vorhanden ist, sie dadurch aber nicht schneller wachsen, sondern die entstandene Stärke im Boden einlagern. Durch die verschiedenen Reaktionen der Pflanzen und Bäume auf Kohlendioxid kann außerdem bei einer erhöhten Konzentration ein Ungleichgewicht entstehen, wenn beispielsweise bestimmte Arten infolgedessen schneller oder stärker wachsen und andere Arten verdrängen. Auch wenn mehr CO2 in der Atmosphäre also erst einmal für manche Pflanzen einen positiven Effekt hat, kann man dennoch nicht sagen, dass dies insgesamt ein Vorteil für die Umwelt ist.
Was können wir gegen den Klimawandel tun?
Daher bleibt die wichtige Frage, was jeder einzelne gegen den zusätzlichen Ausstoß von Treibhausgasen und somit gegen den Klimawandel tun kann.
Anbei also ein paar Tipps für klima- und umweltfreundliches Verhalten:
- Öfter mal das Auto stehen lassen und stattdessen Fahrrad, Bus oder Bahn benutzen
- Weniger Flugreisen unternehmen, vor allem auf Kurzstreckenflüge verzichten
- Regionale Bio-Lebensmittel bevorzugen
- Haushaltsgeräte effizient nutzen, z.B. Wasch- und Spülmaschine voll auslasten, Temperatur reduzieren etc.
- Beim Neukauf elektronischer Geräten auf energiesparende Modelle achten
- Energiesparend heizen und lüften: nicht zu stark heizen, stoßlüften etc., BLINOS Rollo statt Klimaanlage
- Öko-Strom aus Sonne, Wind oder Wasser
- Weniger Fleisch essen
- Statt Plastik auf wiederverwendbare Materialien zurückgreifen
- Ressourcen sparen: Dinge leihen, teilen oder verschenken
- Bäume pflanzen